Was zeichnet das National Taiwan University College of Medicine aus?
Die National Taiwan University, oder kurz NTU, in Taiwans Hauptstadt Taipeh gehört zu den Top 100 Universitäten weltweit. Ihr College of Medicine hat eine über 100-jährige Tradition und ist eine führende Medizinische Hochschule im asiatisch-pazifischen Raum. Sie bildet rund 3000 Studierende aus und leistet exzellente Forschung. Diverse Institute gehören in ihrem Fachgebiet zu den weltweit besten. Das internationale Ranking des NTU College of Medicine ist mit demjenigen unserer Fakultät vergleichbar. Wir teilen diverse gemeinsame Forschungsschwerpunkte, so zum Beispiel in den Bereichen Genomische und Präzisionsmedizin, Forschung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sozial- und Präventivmedizin, Telemedizin und Digital Health.
Ich freue mich sehr, dass diese Partnerschaft zustande gekommen ist. Über Gespräche mit dem offiziellen Vertreter Taiwans in der Schweiz, Dr. David W.F. Huang, konnte ich den Kontakt zum NTU College of Medicine herstellen. Der Vizedekan Internationalisierung hat den Dialog aufgenommen und so das persönliche Treffen vom März erwirkt. Auch die Abteilung UniBE International war involviert.
Welche Vereinbarungen wurden genau getroffen?
Es sind deren zwei. Beim Memorandum of Understanding geht es um die Forschungskollaboration. Die Vereinbarung umfasst vier Bereiche. Erstens sollen gegenseitige Besuche und Forschungsaufenthalte gefördert werden, und zwar für Forschende aller Stufen, also vom Doktoranden bis zur Professorin. Zweitens sollen, sofern das in gegenseitigem Interesse ist, Informationen und Materialien geteilt werden. Drittens planen wir, gemeinsame akademische Aktivitäten wie zum Beispiel Konferenzen durchzuführen. Viertens möchten wir die gemeinsamen Forschungsaktivitäten, einschliesslich des Publizierens, intensivieren. Beide Seiten sichern die organisatorische Unterstützung zu, die nötig ist, um diese Vorhaben umzusetzen. Für den Austausch von Masterstudierenden wurde eine separate Vereinbarung getroffen.
Was bedeutet das konkret für die Medizinstudierenden der Universität Bern?
Das Student Exchange Agreement mit dem NTU College of Medicine hält fest, dass jedes Jahr bis zu zwei Studierende aus Bern einen Aufenthalt von vier Wochen in Taiwan absolvieren können – und umgekehrt natürlich. Ein längerer Aufenthalt von einem oder sogar zwei Semestern macht im Medizinstudium keinen Sinn. Die Curricula sind national vorgegeben und die Studienplätze sehr beschränkt. Wichtig ist, dass die Kandidatinnen und Kandidaten über sehr gute Englischkenntnisse verfügen.
Nicht zuletzt möchte ich betonen, dass die Studierenden auch von den Massnahmen im Rahmen der Forschungskollaboration profitieren – wenn auch indirekt.
Was sind nun die nächsten Schritte?
Am 23. und 24. Mai 2023 ist bereits der Besuch einer Delegation aus Taiwan hier in Bern geplant. Der Dekan sowie vier weitere Vertreter des NTU College of Medicine werden ihr angehören. Verschiedene Direktorinnen und Direktoren werden die Besucher empfangen und ihnen ihre Kliniken und Institute zeigen. Dabei stehen diejenigen Fachgebiete im Vordergrund, wo ein besonders grosses gegenseitiges Interesse zur Zusammenarbeit besteht.
Am zweiten Tag wird unter anderem ein wissenschaftlicher Workshop zu den Themen Telemedizin in der Kardiologie und Telemedizin in der Notfallmedizin stattfinden. An diesem Workshop wird, neben Vertretern der NTU, der Universität Bern und des Inselspitals, auch der Gesundheitsminister von Taiwan teilnehmen. Ich freue mich sehr auf diesen Besuch. Die Vorbereitungen für diese beiden Tage laufen bereits auf Hochtouren.