Medizinische Fakultät

Forschung

Johanna Dürmüller-Bol DBMR Research Award

Prof. Enzmann und Dr. Aimee bei der Preisübergabe
Prof. Volker Enzmann, Direktionsmitglied des DBMR, mit Preisträger Dr. Mattia Aime

Ausgezeichnete Schlafforschung

Dr. Mattia Aime vom Department for BioMedical Research erforscht, wie Schlaf dazu beiträgt, Emotionen zu verarbeiten. Für sein Projekt «REM sleep and emotions: the missing link for a better life quality» wurde er am Day of BioMedical Research vom 5. Juli mit dem Johanna Dürmüller-Bol DBMR Research Award 2023 ausgezeichnet.

Wir erleben im Alltag viele verschiedene Emotionen. Sie helfen uns, auf Erfahrungen und Situationen angemessen zu reagieren. Während des Schlafens sortiert das Gehirn die Emotionen. Das dient unter anderem dazu, dass sich traumatische Erinnerungen nicht im Gehirn verfestigen und unsere psychische Gesundheit beeinträchtigen, zum Beispiel indem wir auch in sicheren Situationen übermässige Angst empfinden.

Der Sortier-Prozess findet vorzugsweise während des REM-Schlafs statt, dem Schlafzustand, in dem wir träumen und unser Gehirn sehr aktiv ist. Doch ausgerechnet in der frontalen Hirnrinde, einer Hirnregion, die im Wachzustand viele Emotionen verarbeitet, scheint es während des REM-Schlafs ruhig zu sein. Dr. Mattia Aime vom Department for BioMedical Research (DBMR) hat dieses paradoxe Phänomen bei Mäusen untersucht und hochinteressante neue Erkenntnisse gewonnen. Diese möchte er in einer Folgestudie vertiefen. Sein Projektplan überzeugt und kann umgesetzt werden: Aime wurde mit dem mit CHF 30'000 dotierten Johanna Dürmüller-Bol DBMR Research Award 2023 ausgezeichnet.

Mit Umschaltmechanismus gegen drohenden «Emotionsstau»

In einer viel beachteten früheren Studie hat Aime die Aktivität in den Bestandteilen der Nervenzellen im Gehirn gemessen, um festzustellen, wie emotionale Erinnerungen während des REM-Schlafs verarbeitet werden. Dabei hat er eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit der Nervenzellen entdeckt. Im Wachzustand sind andere Teile der Nervenzellen aktiv als im Tiefschlaf. Dieses Umschalten hilft dem Gehirn zwischen Gefahr und Sicherheit zu unterscheiden und auf intensive Emotionen wie zum Beispiel Gefahr nicht übermässig stark zu reagieren.

Dieses austarierte System ist laut Aime für unser psychisches Wohlbefinden entscheidend. Ist es gestört, könnte das zu einem pathologischen Zustand wie beispielsweise einer posttraumatischen Belastungsstörung führen. Die Forschungsresultate des Preisträgers ermöglichen also nicht nur ein besseres Verständnis davon, wie Emotionen während des Schlafs verarbeitet werden. Sie eröffnen auch neue Perspektiven für die Behandlung von Angststörungen.

Interview mit dem Preisträger:

Im Online-Magazin uniAKTUELL ist Anfang Jahr ein ausführliches Interview mit Dr. Mattia Aime erschienen.

Zur Person

Dr. Mattia Aime

Dr. Mattia Aime

Mattia Aime ist Postdoktorand am Department for BioMedical Research (DBMR), Zentrum für Experimentelle Neurologie (ZEN) der Universität Bern und Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital Bern.